30. Juli - 1. August 2014   Ausbildung in Falera Teil 1

Am Donnerstagnachmittag fahre ich mit dem Auto nach Falera GR, denn heute soll meine Ausbildung dort beginnen. Das Wetter scheint zuerst noch etwas durchzogen, doch ich hoffe dass die Luft in der Nacht abtrocknet und die teilweise noch herumhängende Bewölkung verschwindet.



Nach dem Nachtessen mache ich mich zu Fuss auf den Weg zur Sternwarte Mirasteilas, die oberhalb des Dorfes Falera liegt. Ich habe einen Schlüssel erhalten, damit ich bereits mit den Vorbereitungen beginnen kann, denn heute kommen ca. 20 Personen zu einer privaten Führung. Der Chef der Sternwarte hatte bereits im Voraus die Klappen auf der Südseite geöffnet.



Also öffne ich nun nach einer Kontrolle der Teleskoppositionen erst einmal das Dach durch zurückfahren des ganzen Giebels, um die Beobachtungsplattform richtig auskühlen zu lassen.



Im Aufenthaltsraum im Stockwerk unter der Plattform öffne ich die Fenster und drehe die Rollläden hoch. Hier gibt es in der Regel immer eine kurze Einführung durch einen der Demonstratoren in die Astronomie und Informationen zu unserem Sonnensystem, den Galaxien und deren Entstehung. Die Computer und die Teleskopsteuerungen kann ich noch nicht selbst in Betrieb nehmen, aber dazu bin ich hierher gekommen, um dies unter anderem zu lernen.



Um 21:00h erscheinen die beiden Demonstratoren von der AGG und ich lasse mich von ihnen instruieren, wie die beiden Vorführinstrumente (Takahashi Refraktor und Keller 90cm Spiegelteleskop) über ihre Computer hochgefahren werden. Das grosse 
Spiegelteleskop hat einen Steuerschrank und einen eigenen PC im Kontrollraum, welche als erstes eingeschaltet werden müssen.



Anschliessend werden die PCs auf der Plattform, welche für die Vorführungen gebraucht werden, hochgefahren. Das Takahashi ist relativ einfach in Betrieb zu nehmen. Da es wie das grosse
Spiegelteleskop über Absolutwert-Encoder verfügt, kann man es, wenn die Achsenarretierungen gelöst sind, beliebig von Hand drehen. Man muss nur darauf achten, dass das Teleskop auf der Montierung auf der richtigen Seite des Meridians ist (bei Blick nach Westen rechts) und in seinem Vorführ-PC muss der korrekte Meridian-Modus bei den Settings gesetzt sein.
Beim Spiegelteleskop gibt es eine Checkliste auf dem Vorführ-PC, welche unbedingt abgearbeitet werden muss, z.B. die Selbstüberprüfung der hochpräzisen Heidenhain Absolutwert-Encoder und die Kontrolle des Kabeldrehungsmechanismus, welche nach dem Öffnen der Bodenabdeckung mit einem Kontrollblick erledigt wird.



Anschliessend macht man
mit dem Takahashi eine Einstern-Kalibrierung (SYNCH) und fährt zur Überprüfung noch ein zweites Objekt an und schon ist alles betriebsbereit. Das Spiegelteleskop braucht überhaupt keine Kalibrierung und man kann damit sofort ein beliebiges Objekt haargenau anfahren.

Nach der Vorführung welche bis ca. 00:00h gedauert hat, geht es ans 'Eingemachte', denn ich möchte das Programm Astrometrica, welches man zum Vermessen von Kleinstplaneten benötigt auf meinen Netbook betriebsbereit machen. José de Queiroz, der Chef der Sternwarte, hilft mir dabei. Wir stellen fest, dass auf meinem Netbook die grossen Kataloge UCAC3 und UCAC4  noch fehlen und müssen diese riesigen Datenmengen zuerst noch dahin übertragen. Die ganzen Einstellungen sind sehr umfangreich und es dauert bis nach 02:00h bis wir endlich einige bestehende Objekte analysieren und nachvermessen  können. Dazu verwenden wir bereits erfasste Bildserien mit denen ich dann auch zuhause weiter üben kann.

Schritte der Auswertung mit Astrometrica:

Es wird empfohlen alle anderen nicht benötigten Programme zu schliessen, da der Speicherbedarf und die Rechenleistung enorm sind. Anderenfalls sind Abstürze oder Blockierungen des Astrometrica Programms nicht auszuschliessen.
  1. Verfügbare Bildeserie des Objektes stacken (Objekt Erigone).
  2. Alle verfügbaren Bildeserien des Objektes (Erigone) stacken und filtern: Loading, Selecting, Aligning, Extracting, Matching = Data Reduction Results.
  3. Überlagerung der bereits bekannten Objekte: Selecting, Overlaying.
  4. Animation des sich bewegenden Objektes basierend auf den Bildserien: Start Blinking (das Objekt bewegt sich schrittweise im Bild).
  5. Animation stoppen: Stop Blinking mit .
  6. Erste Position des Objektes auswählen mit ◄▌.
  7. Objekt Verifizierung auf den einzelnen Positionen (hier sind es 4): Verification, Object Designation, Accept. Nächste Position mit ▐►.
  8. Wenn alle Positionen vermessen sind, wird das automatische generierte E-Mail ans MPC erstellt.

Start mit Schritt 1:    Symbol Stacking anklicken und zu stackende Files der ersten Aufnahme aus den entsprechenden Bildaufzeichnungen auswählen
                                   (mindestens 2).



Weiter mit Schritt 2: Symbol Stacking anklicken und weitere zu stackende Files von zeitlich folgenden Bildern auswählen (jeweils mindestens 2).



Schritt 3: Symbol Known Object Overlay anklicken und alle bekannten Kleinplaneten und Kometen werden rot markiert und ihre Helligkeit angezeigt (11.5).
Schritt 4:
Symbol Blink current Images anklicken und die sich bewegenden Objekte der einzelnen Bildaufzeichnungen werden dann schrittweise dargestellt.



Schritt 4: Das Objekt bewegt sich schrittweise über das Bild.
Schritt 5:
Symbol Stop Blinking ● anklicken und die Bewegung hält an.
Schritt 6:
Symbol Single Step backward ◄▌anklicken bis man auf der ersten Position des Objektes ist.



Schritt 7: Das Objekt auf der ersten Position anklicken, dann wird die Helligkeitskurve dargestellt.
                Ist die Kurve von akzeptabler Qualität dann Object Designation anklicken, dann wird anschliessend die Object Identification angezeigt ....
               



 .... 
Anzeige der Objekt Identifikation (Object Identification) mit seinen gemessenen Daten (RA, De und R) sowie den Positionsabweichungen
       (dRA und dDe), Helligkeit (mag) und Geschwindigkeit (Speed) zum bereits bekannten Objekt (163) Erigone.



..... weiter im Schritt 7:   Accept anklicken, dann zur nächsten Position mit ▐► und die Prozedur wiederholen.

Schritt 8: Sind alle Positionen des Objektes vermessen dann
Symbol Send MPC Report anklicken.
                 Dann wird automatisch der E-Mail Report an das MPC (Minor Planet Center) generiert (hier allerdings mit den Übungsdaten von Falera).
                 Im Ernstfall (keine Übung mit Astrometrica) würde das dann mit anklicken von Send  an das MPC verschickt.



Als Nächstes werde ich versuchen die Installation von Astrometrica bei mir zuhause auf dem grossen PC selbst zu installieren.