"MAYBE" Die Reise
Flug: Zürich - London
Der Teil der Crew, welcher neu hinzukam, flog von Zürich mit der damaligen Swissair nach London (Heathrow).
Mit der Bahn fuhren wir ins Stadtzentrum, wo wir nahe der Victoria-Station in einem Hotel übernachteten.
Flug: London - Gibraltar
Am nächten Morgen gings wieder mit der Bahn zum anderen Londoner
Flughafen Gatwick, wo wir eine "Inland-Maschine" der damaligen
Fluggesellschaft "Britania" bestiegen, welche uns nach Gibraltar
brachte.
Meine Kameraden am Flughafen.
Der Flughafen London Gatwick.
In Gibraltar:
Die Ankunft:
Nach der Ankunft in Gibraltar wurden wir unseren Mitseglern vorgestellt
und man traf sich anschliessend in der Messe (so wird der
Aufenthaltsraum in der Schiffsmitte genannt) zu einem
Begrüssungstrunk.
In der Schiffsmesse der MAYBE.
Vorbereitungen auf die grosse Fahrt:
Das Boot wurde während einer Woche von der Crew selbst auf die Atlantiküberquerung vorbereitet.
Diverse Überholungsarbeiten und technische Kontrollen waren notwendig.
Eindrücke aus Gibraltar.
Bunkern der Vorräte.
Lokale Köstlichkeiten frisch zubereitet.
Winschen und Winden.
Die Atlantiküberquerung:
Die Überfahrt beginnt:
Wir laufen gegen Abend aus dem Hafen von Gibraltar aus und nehmen unter
Motor Kurs auf die Meerenge, die das Mittelmeer vom offenen Atlantik
trennt. Das Wetter ist unbeständig und es herrscht ein
unregelmässiger Seegang, was mir als bisher reinem
"Süsswassermatrosen" die Sache nicht gerade erleichtert.
Leinen los! Mit etwas gemischten Gefühlen nehmen wir ca. 4000sm in Angriff.
Nördlich von Tanger nehmen wir Kurs Westen und fahren Richtung Atlantik in die Nacht hinein.
Bordleben:
Das
Leben an Bord ist zeitlich genau eingeteilt. Da das Schiff Tag und
Nacht unterwegs ist müssen verschiedene Wachablösungen
gemacht werden.
Der Skipper hat 3 Wachmannschaften zu je 2 Mann
eingeteilt. Da wir 9 Personen an Bord sind, sind immer noch 3 zur
Sicherheit in Reserve. In der Reserve sind der Skipper selbst, der
Bootsmann (und Koch) sowie die spanische Küchenhilfe.
Die Wachen sind zeitlich folgendermassen eingeteilt:
1. Wache 06:00h bis 12:00h Tagwache 1 6 Sunden
2. Wache 12:00h bis 18:00h Tagwache 2 6 Stunden
3. Wache 18:00h bis 22.00h Nachtwache 1 4 Stunden
4.
Wache 22:00h bis 02:00h Nachtwache
2 4 Stunden (auch Hundswache genannt)
5. Wache 02:00h bis 06:00h Nachtwache 3 4 Stunden
Die Doppelwachen wechseln sich gegenseitig immer nach 1 Stunde am Ruder ab.
Die Wachen habe folgende Aufgaben:
Steuern des Schiffs auf befohlenem Kurs (kleine Ausweichmanöver und Rückkehr zum Originalkurs).
Beobachten des Horizontes wegen anderen Schiffen und der Wetterentwicklung.
Bei schlechtem Wetter oder ungenügender Sicht Beobachtung des Radarschirmes.
Führen des Logbuches: Kurs- und Distanzangaben (plotten), Wetter, Maschinendaten, Treibstoff, besondere Vorkommnise.
Die
Wache macht selbst keine Segelmanöver (Segelumstellungen, Trimm,
usw.) und keine grossen Kursumstellungen (Wende- oder
Halsemanöver), weil bei der Grösse des Schiffes, und vor
allem der Menge der Segelfläche, diese Arbeiten einen grossen Teil
der Mannschaft erfordern, denn das Meiste ist anstrengende Handarbeit
mit viel Muskelkraft, die nur von einem eingespieleten Team unter
präzisen Kommandos erledigt werden kann.
Die Kanaren:
Unser Kurs führt uns in Richtung der Kanarischen Inseln.
Wir passieren die Meerenge zwischen den Inseln Fuertoventura und Lanzarote.
Die meisten Atlantiküberquerer machen einen Zwischenhalt im Hafen
von Puerto Rico auf Gran Canaria um Vorräte, Trinkwasser und
Treibstoff zu ergänzen.
Wir setzen unsere Reise ohne Zwischenhalt bei gutem Wind fort.
Weiter führt unser Kurs an Gran Canaria vobei wieder Richtung Süden.
Wir segeln fast bis zu den Kapverdischen Inseln um die Passatwinde zu erreichen.
Sturmfahrt:
Unterwegs geraten wir in den ersten richtigen Sturm.
Der Wind frischt nachts stark auf und legt immer mehr zu. Jetzt heisst es "alle Mann an Deck".
Wir müssen das Grossegel reffen und die Klüverfock bergen.
Dies ist ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, müssen
doch 2 Mann nachts nach vorn ins Netz unter dem Klüverbaum und das
zu bergende Segel festzurren. Wir sind dabei allerdings durch den
"Livebelt" (Gurtsystem mit Sichheitsleine) am Baum gesichert.
Der Sturm wird noch stärker. Nun muss das gereffte Grossegel ganz
geborgen werden, denn das Schiff trägt sonst zuviel
Segelfläche und macht dabei zuviel Lage.
Nur noch mit Baumfock und gerefftem Besansegel pflügt die MAYBE stabil duch die inzwischen sehr hohen Wellenberge.
Wir müssen uns nun auf der Wache alle halbe Stunde am Ruder
ablösen, denn es braucht sehr viel Kraft das über 100 Tonnen
schwere Schiff im Sturm auf Kurs zu halten. Die Brecher schiessen bis
zu einem Meter hoch über das Deck und werden vom Kartenhaus
abgelenkt was den Steuermannshock vor Überflutung schützt.
Man sitzt, beidseitig durch den Livebelt festgezurrt, hinter dem
Rudergang und zieht jedesmal den Kopf ein, wenn die Wasser heranbrausen.
Ich falle nach meinen 4 Stunden Nachtwache todmüde in die Koje,
bis ein gewaltiger Knall mich jäh aus dem Schlaf reisst.
Der Steuermann der nachfolgenden Wache hat beim Ansteuern einer sehr
hohen Welle nach einem Halsemanöver versehentlich wieder
zurückgehalst und so eine "Patenthalse" gefahren. Dadurch schlug
der Grossbaum unkonntrolliert auf den anderen Bug zurück. Dies
hätte uns glatt den Hauptmast kosten können, aber gottseidank
hat die grosse Manschette mit dem Lümmelbeschlag nachgegeben und
sich am Mast gedreht und so die Torsionskraft reduziert.
Nochmals Glück gehabt.............
Zu den Passatwinden:
Um die Passatwinde, welche um diese Jahreszeit kräftig von Ost
nach West blasen zu erreichen, wagen wir uns weit nach Süden, fast
bis zu den Kap Verdischen Inseln.
Fortsetzung: Teil 2 Der Atlantik