Oregon 95

Tag 10: (10.9. Montag)

7. Tag im Auto:

Tagesetappe: 173 Meilen (ca. 290km)

Es geht am noch kühlen Morgen weiter über Midvale (1) nach Weiser (2), wo wir einen kurzen Kaffeehalt machen um zu Frühstücken. Eine riesige Hefeschnecke stillt unseren Morgenhunger bevor wir wieder einmal ein Postgebäude suchen um Briefmarken zu kaufen (die versprochenen Ansichtskarten, aus jedem Staat mindestens eine, müssen verschickt werden). Wir überqueren erneut den Snake River und sind bereits wieder in Oregon. Bei einer kurzen Rauchpause am Ufer des Snake River, wo sich eine seichte Furt befindet, werden wir von unzähligen mottenartigen Mücken (oder Fliegen) bestürmt. Sie stechen glücklicherweise nicht dafür bevölkern sie die Windschutzscheibe des Minivans und machen auch bei einer Geschwindigkeit von 65 Meilen auf der anschliessenden Fahrt auf dem Interstate I 84 bis Lime (3) lange Zeit keinerlei Anstalten wegzufliegen. Den nächsten Weg querlandein zum Highway 26 zu finden ist nicht leicht und wir müssen auf einer Farm (Sackgasse) nach dem Weg fragen. Die vom Farmer in freundlicher Weise beschriebene Strasse nach Jamieson ist leider nach ca. 1/2 Meile durch einen Zaun mit verschlossenem Gatter gesperrt. Also weiter auf dem I 84 bis Dixie. Da finden wir eine staubige Landstrasse mit dem klangvollen Namen " Back Country Byway", was soviel bedeutet wie "Hinterland Verbindugsstrasse". Wir fahren ca. 40 Meilen (65km) auf einer staubigen und steinigen Kiesstrasse, welche stellenweise nur im Schrittempo zu meistern ist, durch eine ziemlich dürre Gegend mit sehr hoher Brandgefahr. Die Temperatur steigt rasch auf über 35°C an. Plötzlich stehen wir vor einer Verzweigung ohne Wegweiser zu unserem Ziel. Bei einem nahegelegenen kleinen Haus will ich wieder nach dem Weg fragen. Aber ausser einem Hund und einigen Katzen ist niemand zu Hause. Die Leute arbeiten wahrscheinlich auswärts in der nächsten kleinen Stadt. Ich nehme die bessere Strasse und stelle dann nach kurzer Strecke fest, dass sie in die falsche Richtung führt. Ein einziger weisser Geländewagen kommt uns auf unserem einsamen Weg entgegen. Bevor wir ihn aufhalten können ist er auch schon vorbeigerauscht. Also entschliesse ich mich für die schlechtere Strasse. Die wird allerdings immer schlechter und steiler und ich bin zu ersten Mal froh, dass wir einen gutmotorisierten, geländegängigen Minivan mit Allradantrieb haben (GMC Safari Truck). Die Richtung scheint zu stimmen, denn wieder taucht das Schild "Back Country Byway" auf. Auch der weisse Geländewagen taucht wieder in unserer Fahrtrichtung auf und seine vielen Funkantennen lassen vermuten, dass es ein Kontrollfahrzeug für diese verlassene Gegend sein könnte, welches zur Brandüberwachung eingestzt wird. Wir fühlen uns auf jeden Fall sofort etwas sicherer.

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Nachdem wir bei einem Fotohalt links unten einen kleinen See sehen sind wir sicher dass die Richtung stimmt, denn dieser kleine See ist auch auf der Strassenkarte eingezeichnet. Bald ist auch die Passhöhe auf ca. 1800m erreicht und die Strasse wird wieder zunehmend besser (allerdings immer noch sehr staubig). Beim Picknick unterwegs stellen wir fest, wie staubig das Heck unseres Autos geworden ist. Die dunkelrote Farbe ist unter hellbraunem Staub fast völlig verschwunden. Beim Kreuzen mit einem schweren Truck, welcher mit einem gigantischen Pneulader beladen ist, gibt es eine Zwangspause, weil die Strasse dafür zu schmal ist. Nachdem die Last abgeladen wurde können wir passieren und erreichen bald eine geteerte Strasse die uns nach Hereford (6) führt. Den gleichen Namen trägt auch die hier meistverbreitete Rinderrasse. In der Nähe von Unity biegen wir auf den gesuchten Highway 26 ein und fahren weiter nach Austin Junction (7), einer Kreuzung mitten im unendlichen Wald (Wallowa National Forest), wo wir in der rustikalen Lodge eine Kaffeepause machen. Über Prairie City (8), einem Ort der tatsächlich mitten in der Prärie liegt, geht's weiter hinunter in ein grosses, weites Tal nach John Day unserem Etappenort (9, direkt vor Canyon City, an der Kreuzung Hwy26 und Hwy 395, welcher nach Süden führt), wo wir im komfortablen AAA-Motel mit dem passenden Namen "Dreamer's Lodge" übernachten. Ein superbequemer Kippsessel wird von mir sofort beschlagnahmt und ein kühles "Moutain Dew" weckt die Lebensgeister wieder.

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Wir machen anschliessend einen kleinen Bummel durch die Stadt zum Einkaufen wobei ich vergeblich nach einer Staatsflagge von Oregon suche. An der "Mainstreet" steht ein riesiger hölzerner Totempfahl. Ruth kauft sich in einem der Shops einen schönen handgearbeiteten Armreif aus dunklem "Black Hills Gold". Zum Dinner begeben wir uns ins goldgräbermässig aber komfortabel mit Ledersitzen eingerichtete "Grubsteak" wo ich endlich zu meinem kleinen Rindsfilet (7oz) komme, denn die standardmässigen Fleischbrocken (12oz oder noch grösser) sind mir einfach zuviel. Doch hier ist die Qualität schlichtweg sagenhaft, denn das superzarte Fleisch ist vom Feinsten. Dazu eine Flasche einheimischer Cabernet von Knudsen aus dem Oregon Wine-Valey. Das rundet den abenteuerlichen Tag stilvoll ab. In dieser Stadt werden laut Auskunft einer Verkäuferin zweimal im Jahr die grossen Rinderherden von Cowboys durch die Hauptstrasse getrieben.