Oregon 95

Tag 12: (13.9. Mittwoch)

9. Tag im Auto:

Wir gehen Frühstücken an der Main Street. Danach geht's zum Einkaufen. Ich kaufe zwei Paar Jeans zum sensationellen Preis (eine davon eine Calvin Klein), denn das zweite Paar gibt's zum halben Preis. Dann bummeln wir weiter zum nächsten Store, wo Ruth sich eine sattelförmige Ledertasche, ein Shirt und einen silbernen "Money-Clip" kauft. Ich finde zwei schöne, in limitierter Auflage hergestellte (numerierte), Gürtelschnallen mit wildem Pferd und Reiter sowie "Round Up" Schriftzug. Überhaupt sind in allen Läden Sonderaktionen, welche das Geschäft zum "Round Up" ankurbeln sollen. Das "Round Up" in Pendleton ist das grösste Rodeo im Westen der USA und dauert fünf Tage (von Mittwoch bis und mit Sonntag). Es ist das letzte Rodeo von "The big 4", das sind: Walla Walla, Ellensburg, Lewinston und Pendleton. Nachdem alles im Auto verstaut ist, welches wir hinter unserem Motel stehen lassen, gehen wir mit Kameras vollgepackt zum Rodeo auf dem "Round-up Ground" wo wir mit viel Glück noch Plätze auf der grossen Haupttribühne auf der Südseite der Grasarena bekommen. Wir sitzen in der zweitobersten Reihe in der Platzmitte und haben einen optimalen Überblick. Ich besorge für beide je einen Liter Cola mit viel Eis, denn es herrscht eine Bullenhitze. Eröffnet wird das Rodeo selbstverständlich mit der von einer Frau solo gesungenen Nationalhymne während sich das ganze Publikum erhebt. Die nachfolgende Action ist absolute Spitze:

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"Barebuck Riding", bockende Pferde die ohne Sattel geritten werden fordern das ganze Können und ein absolutes Gleichgewichtsgefühl der Cowboys. Nach 20 Sekunden wird ein Signal gegeben. Wenn der Reiter bis dahin auf dem Pferd bleibt gibt es Punkte. Je wilder und bockiger das Pferd und je spektakulärer der Auftritt, um so mehr Punkte gibt es.

"Pony Express" wird dazwischen in den Pausen von den jungen Cowboys und Cowgirls geboten. Das ist ein Rennen bei dem nach jeder Runde das Pferd gewechselt werden muss. Das anschliessende "Saddle Bronc" ist das Reiten bockender Pferde mit Sattel. Es gilt das gleiche Punktesystem wie beim "Barebuck Riding".

"Calf Roping"; dabei werden Kälber zu Pferd mit dem Lasso eingefangen, umgeworfen und an den Hinterläufen gefesselt. Dabei wird die Zeit gestoppt bis das Kalb gefesselt am Boden liegt. Diese Prozedur entstammt ursprünglich dem Anbringen der Brandzeichen. "Team Roping"; hier muss das Kalb von zwei Reitern mit Lassos gefangen werden. Der erste wirft sein Lasso über den Kopf des Kalbes und der zweite muss mit dem Lasso versuchen die Hinterläufe zu erwischen. Hier wird auch die Zeit gestoppt.

"Steer Wrestling" erfordert sehr viel Kraft und Mut, denn zwei Reiter jagen hinter einem jungen Stier her wobei der eine vor dem Stier abspringt, das Vieh an den Hörnern packt und es nach dem Ausbremsen zu Boden ringt. Auch dabei geht es auf Zeit.

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"Bullriding" ist die absolut gefährlichste Rodeosportart. Die meist professionellen Rodeo-Reiter wagen sich dabei auf wilde, riesige Bullen und versuchen sich 20 Sekunden oben zu halten. Nach dem Absprung oder Abwurf versuchen todesmutige Rodeoclowns den Stier abzulenken und ihn zum Ausgang zu treiben. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass ein Clown von den Hörnern erfasst und durch die Luft geschleudert wird oder am Boden die Hufe zu spüren bekommt. Knochen- und Rippenbrüche sind dabei an der Tagesordnung.

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Zum Abschluss kommt der Einzug der Indianer, voraus die herrlich geschmückten Chiefs und Medizinmänner. Auch Squaws und Kinder sind dabei. Es werden zu Trommeln und typischem Singsang alte Indianertänze aufgeführt. Die Indianer haben hinter der Rodeoarena ein riesiges Zeltlager mit echten Tipis aufgebaut und im Park gibt es einen grossen Indianermarkt wo sie selbstgefertigten Schmuck und Kleider anbieten. Für Ruth ist ein Einkaufsbummel im Indianermarkt natürlich ein Muss.

Tagesetappe: 90 Meilen (ca. 150km)

Wir fahren anschliessend weiter in Richtung Süden auf dem Highway 395 und haben Mühe auf der einsamen Strecke ein Motel zu finden. Nach einem weiteren Tag mit traumhaftem Wetter fahren wir bei Sonnenuntergang immer weiter südwärts. In Ukiah (4) scheitert ein weiterer Versuch ein Motel zu finden. Auf der Weiterfahrt im Dunkeln erlebe ich eine Schrecksekunde als ein gewaltiger schwarzer Bulle in meinem Scheinwerkerkegel die Strasse überquert. Ich kann dank ABS den schweren Wagen beim brüsken Bremsmanöver auf der Strasse halten. Endlich um fünf vor acht finden wir in Long Creek (6) eine AAA Lodge. Da die meisten Restaurants um acht oder neun Uhr schliessen, gehen wir zuerst zum Essen bevor wir unser Zimmer beziehen.