Oregon 95

Tag 19: (20.9. Mittwoch)

16. Tag im Auto:

Tagesetappe: 184 Meilen (ca. 310km)

Wieder frühstücken wir auf unserem Zimmer, denn schliesslich sind Kaffee und Filterbrühmaschine vorhanden. Danach gehts nach dem Besuch des Indianer-Museums von Hoopa (1) weiter in Richtung Pazifikküste. Vorerst muss aber wieder ein Pass überwunden werden bevor wir Blue Lake (3) erreichen. Leider suchen wir vergebens nach einem See, der Name des Städtchens Blue Lake hat mit einem See gar nichts zu tun. Kurz nach McKinleyville (4), wo wir eine Kaffeepause einschalten, treffen wir endlich auf die Küste des Pazifischen Ozeans. Wir lassen unser Auto auf einem Parkplatz stehen und gehen zu Fuss an den breiten Sandstrand wo Ruth nicht mehr zu halten ist. Sie zieht ihre Turnschuhe aus und marschiert schnurstracks ins seichte Wasser wo kleine Wellen ihre Füsse umspühlen. Gerade als sie ihrer Begeisterung kundtut kommt eine grössere Welle und sie ist bis über die Knie platschnass. Gottseidank sind beim Parkplatz Umkleidekabinen wo sie eine trockene Hose anziehen kann. Anschliessend besuchen wir das "Redwood Information Center" in der Nähe von Orick (7) und besorgen uns Informationsmaterial und Karten des Redwood National Parks. Wir wollen in die Tall Tree Grove, da sollen die höchsten Bäume der Welt stehen. Da die Shuttle-Busse, welche das letzte Stück auf einer Kiesstrasse bis zum Trail Head (wo der Wanderweg beginnt) überbrücken nur bis Saisonende am Labour Day fahren, bekommen wir, nachdem wir die Verhaltensmassnahmen bei eventuellen Begegnungen mit Berglöwen oder Bären gelesen und mit der Unterschrift quittiert haben, eine kostenlose Bewilligung um mit unserem Auto selbst dorthin zu fahren. Auf dem Bewilligungsformular steht auch der Code für das Zahlenschloss mit dem die Barriere am Beginn der Kiesstrasse abgeschlossen ist. Zuerst steigt die geteerte Strasse steil an und führt in vielen Kurven bis zur Barriere. Dann folgen ca. 8 Meilen Staubstrasse bis zum Parkplatz am Trail Head. Hier beginnt der Abstieg mit 300m Höhendifferenz zu den Riesenbäumen in der Tall Tree Grove. Wir ziehen die Wanderschuhe an und ich nehme den Rucksack mit 1.5 Litern Wasser mit weil man uns empfohlen hat genug zu Trinken mitzunehmen. Gegen eventuell auftauchende Berglöwen (Pumas) bewaffne ich mich mit einem Holzprügel welcher aber glücklicherweise nicht zur Anwendung kommt. Je weiter wir auf dem schmalen Pfad hinuntersteigen um so grösser werden die Riesentannen. Sie nehmen zusehends gewaltige Ausmasse an, und als wir nach ca. 1 1/4 Stunden den kleinen Fluss erreichen stehen wir wirklich vor bzw. unter dem höchsten Baum der Welt.

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Er ist 123m hoch und seine Nachbarn sind nur wenige Meter kleiner. Um die Riesentanne ganz auf ein Foto zu bekommen muss ich fast bis in den Fluss zurückweichen. Auf dem Foto welches ich von Ruth unter einer der grossen Tannen mache sieht man riesige Farne, eine gewaltige Tanne und ganz wenig Ruth. Beim Aufstieg zurück zum Auto herrscht eine fast tropische Hitze und Feuchte trotz viel Schatten und wir begreifen nun den Tip wegen des Trinkens. Wir sind klatschnass geschwitzt und trinken tatsächlich fast die ganze 1 1/2 Liter Flasche Mineralwasser. Ruth hält sich tapfer und wir sind froh, dass wir die Wanderschuhe angezogen haben, denn der Weg geht über viele Wurzeln und teilweise sehr steil aufwärts.

Die berühmte Küstenstrasse Highway 101 selbst führt auf dem Weg nach Norden mitten durch riesige Redwood-Wälder und man braucht sogar tagsüber Licht am Auto. Man kann es sich fast nicht vorstellen, dass nur wenige 100m daneben die Wellen des Pazifik rauschen. Wir passieren Klamath (8) wo der Klamath River in den Pazifik mündet und gelangen nach Crescent City (9) wo wir eigentlich übernachten wollten. Doch wir finden in der Nähe kein passendes Motel und fahren deshalb weiter. Kurz vor der Grenze zu Oregon finden wir in dem kleinen Ort Pelican Beach (10) noch auf kalifornischem Boden ein preiswertes Motel. Im noblen, relativ teuren Seafood Restaurant gegenüber geniessen wir ein feines Nachtessen und einen herrlichen Chardonay während wir den sagenhaften Sonnenuntergang im Meer bestaunen.